Schon mal die Zunge nach oben geklappt und dann neben dem Zungenbändchen mit einem Zahnstocher im Mundraum rumgestochert? Man probiert so einiges, wenn der Geschmackssinn nachlässt und viele Lebensmittel plötzlich nach Pappe schmecken. Bei mir sind das vor allem Milchprodukte, insbesondere Schokolade. Ja, ich weiß- das soll ich ja eigentlich gar nicht so essen: empfohlen wird die ballaststoffreiche Vollwertkost. Aber wie soll ich Elternzeit plus den ganzen Mist überleben ohne Schokolade? Zartbitter schmeckt noch so halbwegs….

Das ist übrigens nur eine von vielen Empfehlungen, wie man die Nebenwirkung der Chemotherapie mit natürlichen Mitteln ausgleichen kann. Ansonsten gibt es noch Öl ziehen d.h. es wird ein Löffel Öl im Mundraum hin und her geschoben bis das Öl schäumt. Dann kann man es wieder ausspucken. Das soll Entzündungen vorbeugen -beziehungsweise einfach pflegen. Denn das Problem an der Chemotherapie ist ja, dass nicht nur die Tumorzellen angegriffen werden, sondern auch die anderen schnell teilenden Zellen. Das betrifft die Haare, den Mund und insgesamt Schleimhäute. Die Nägel sind wohl auch betroffen, aber dagegen gibt es Braunhirse im Müsli morgens und speziellen Nagellack mit Silizium. 

Unvergessen auch die spezielle Hühnerbrühe aus der chinesischen Medizin. Die soll das Immunsystem wieder auf Trab bringen. Meine liebe Schwiegermutter hat sich netterweise bereiterklärt, mich mit Hühnersuppe zu versorgen. Die Brühe wird im 10-Liter-Topf hergestellt und köchelt einen ganzen Tag! Dafür kann sie auch eingefroren werden! 

Die Infusion in meiner aktuellen Chemotherapie kann auch zu Neuropathie führen. Also zur Nervenschädigung an den Händen und Füßen. Dagegen gibt es die schon erwähnte Tiefkühlung der Hände und Füße während der Therapie. Ein bisschen komisch fühlen sich meine Füße auch schon an. Und ich bin super empfindlich gegenüber Kälte, insbesondere an den Füßen. Das heißt Hüttenschuhe auch bei 27 Grad und wenn mich der liebe Schwiegervater von der Therapie abholt, trägt er ein T-shirt im aufgeheizten Auto und ich mehrere Pullis übereinander. Das ist wohl eine beginnende Neuropathie, die hoffentlich dann wieder nach der Therapie verschwindet. Ich soll hierfür Akupunktur testen, vielleicht funktioniert das ja.

Die ganzen Tipps kommen von der naturheilkundlichen Tagesklinik, die bei Nebenwirkungen unterstützen soll. Die gibt es als Ergänzung zur Schulmedizin in meiner Spezialklinik. Einmal pro Woche werden dort die Nebenwirkungen besprochen und es gibt eine Einheit zur Bewegung, zur Stressbewältigung usw. Austausch mit den anderen Kursteilnehmern inklusive-insbesondere die Einheiten draußen im wunderschönen Park tun mir sehr gut.